Das kleine Waldried im Thurgau war schon länger auf meiner Wunschliste für einen Besuch. Zuerst wollte ich mit ÖV in den nächst grösseren Ort fahren und den Rest zu Fuss gehen. Ein Vergleich in der Routenplanung ergibt, dass es sogar schneller ist, gerade von Winterthur aus mit dem Velo zu fahren. Insgesamt gute 40 km hin und zurück. Das sollte machbar sein, trotz momentaner gesundheitlicher Einschränkung. Ich frage meinen Botanik-Freund Peter ob er mitkommt. Zu zweit macht es mehr Spass und vier Augen sehen mehr. Und genau so kommt es. Wir bewegen uns sehr sorgfältig und zurückhaltend ins Ried. Die vielen Stängel der weissen Sumpfwurz (Epipactis palustris) fallen uns sofort auf. Alle mit bereits prall gefüllten Samenkapseln.

Ich bin konzentriert am Fotografieren, die Sonne scheint für weisse Blüten eher zu grell. Dann verschwindet diese Sonne, das Licht wird gut und bald fallen aber erste Regentropfen. Peter's Gefühl sagt, es könnte schlimmer kommen und sucht Schutz unter einer Tanne am Rande des Ried's. Mein verlässlicher Regenradar sagt, es sollte eigentlich gar nicht regnen, und fotografiere weiter. Diese schönen Sommerwendelähren (Spiranthes aestivalis) lassen mich nicht los. Ein paar Quadratmeter genügen, den Rest des Ried's betreten wir gar nicht zur Vermeidung von zusätzlichem Flurschaden. Nicht viele, aber sicher ein paar gute Aufnahmen werden mir gelungen sein. Ich mache mich auf zu Peter, der eine Entdeckung gemacht hat: Ganz kleine Handwurz-Pflanzen, die ich im ersten Blick nicht zuordnen kann. Dann die Geruchsprobe. Eindeutig: So ein intensiver, feiner Duft verbreitet nur die wohlriechende Handwurz (Gymnadenia odoratissima). Jetzt entdecke ich auch das Hauptbestimmungsmerkmal: Der kurze, verhältnismässig dicke Sporn. In Reichweite mag es etwa ein halbes Dutzend Exemplare haben. Ich bin überrascht und erfreut, die wohlriechende Handwurz treffe ich sonst fast nur in der Bergregion an.

Zum Vergleich sehen wir auch eine gänzlich verblühte langspornige Handwurz (Gymnadenia conopsea) mit immer noch erkennbarem, dünnem, langen Sporn.

Es regnet nicht mehr. Wir machen uns auf den Rückweg. Der Wind bläst uns streng entgegen und wir sind noch so froh um die Motorunterstützung.