Das Rhoneknie im Unterwallis bei Martigny. Nicht mein erstes Buch über einheimische Orchideen, aber sicher das welches mir am meisten Informationen über Standorte und Blühzeiten gegeben hat:

Die Orchideen der Schweiz und angrenzender Gebiete von 1991.

Immer wieder habe ich es gelesen und habe mich auf eigene Entdeckungstouren aufgemacht.  Doch das Rhoneknie blieb ein Traum. Damit habe ich bei Jürg eine offene Tür eingerannt und der Plan war schnell gemacht. Wir verbinden diese Reise mit einem Besuch der seltenen Adonisröschen, nehmen uns vier Tage Zeit für alles und geniessen die Unabhängigkeit mit dem Camper; die Restaurants sind ja sowieso zu. Auf unserer Hauptwanderung hat uns das aktuelle Buch "Orchideenwanderungen" (2018) von Beat. A. Wartmann begleitet. Insgeheim hatte ich mir erhofft bei Fully auch die wildwachsenden Opuntia-Kakteen zu finden.

Anreise am 19.4.2021 über Montreux, Martigny nach Charrat

Die Adonisröschen blühen zeitig im Frühjahr und so hatten wir versucht unser Zeitfenster für diese und die Orchideen zu optimieren. Die Adonisröschen haben wir gerade noch erwischt und für die Orchideen waren wir eher etwas früh unterwegs. Aber es hat gepasst und das Wetter war traumhaft.

Jürg hat einen exzellenten Standplatz für die Übernachtung im Camper recherchiert. Kein Zufall, Jürg kennt sich aus und wir werden mit einer grossartigen Aussicht belohnt. Auch das Abendessen gelingt uns und so ist richtig Ferienstimmung.

Am Felsenkamm von Les Follatères am 20.4.2021

Bei einer längeren Wanderung muss das Fahrzeug zu Beginn des Ausfluges an den Zielort gestellt werden. Ich bin nicht Autofahrer, doch das leuchtet mir ein, schliesslich sind wir am Abend müde und wissen nicht wann wir ankommen. Eine Planung ist sowieso unmöglich, weil ich so viel Zeit zum Fotografieren brauche (danke, lieber Jürg, für deine Geduld).

Also: Das Auto steht in Fully beim Supermarkt, wir fahren mit Bus und Zug bis nach Vernayaz und zücken unseren Wanderführer. Wir sind auf Kurs, aber wo sind die Orchideen?  ......

Wir nähern uns dem Felsenkamm wo die Rhone ihre Richtung um 90° ändert und finden hier nochmals vereinzelte Adonisröschen. Und immer wieder viele Orchis morio. Für sie sind wir zeitlich genau richtig. Fast wären wir vom richtigen Weg abgekommen, dort bei den stillgelegten Eingängen des ehemaligen Artilleriewerks. GPS sei Dank, es ist nichts passiert, wir wandern weiter durch lichtdurchflutete Flaumeichenwälder und inspizieren da und dort eine kleine Wiese. An einem Ort: Sieben schöne Brand-Knabenkräuter (Orchis ustulata). Ich notiere sie mir für die Kartierung. Ganz selten treffen wir andere Leute. Niemand ist zufällig hier. Auch xxx nicht, der uns entgegen kommt. Kennen wir uns? Ja klar, "xxx" von der AGEO-Arbeitsgruppe. Er ist begeistert von der Wildtulpe die er gesucht und gefunden hat. Es scheint hier die einzige zu sein, aber die genaue Bestimmung fällt ihm nicht leicht.

Gegen Ende unserer Wanderung, Branson ist schon in Sichtweite, schaue ich rechts, ein paar Meter hangabwärts auf den Waldboden. Ich täusche mich wohl nicht, aber das müssen  Männliche Knabenkräuter (Orchis mascula) sein. 30 Exemplare habe ich gezählt (letztes Bild unten) und die Koordinaten notiert.

Die Trockenwiesen bei Branson am 21.4.2021

Wir parkieren wie geplant auf dem grossen Parkplatz beim Kreisel direkt unterhalb der Rebanlagen. Dort wo wir hin wollen geht es nur bergauf. Wie lange und wie weit lassen wir offen.  Kaum richtig losgegangen, wir sind noch auf dem fahrbaren Strässchen, werde ich überrascht: Ich erblicke am Hang eine grosse Kolonie dieser wildwachsenden Opuntien. Zwei verschiedene Arten. Eine mit unzähligen roten Fruchtkapseln. Jürg meint, ich hätte mein Tagesziel schon erreicht. Er wird noch eines Besseren belehrt. Wir steigen weiter und gewöhnen uns an die zahlreichen Orchis morio am Wegrand. Bald gesellen sich zwei, drei gelbe Orchis sambucina dazu. Ich bin beschäftigt, etwas länger als Jürg. Eine rot blühende Holunder-Fingerwurz zeigt in der Blüte deutlich braune Stellen, vermutlich Frostschäden. Jürg geht schon ein bisschen weiter; und plötzlich ist auch beschäftigt, er meldet sich: Zwei kleine, aufblühende Orchis sambucina, rot und gelb blühend stehen nahe genug beisammen für ein gutes Bild. Alles schön am Wegesrand. Die grossen Trockenwiesen zeigen kaum Farbpunkte die auf grössere Holunder-Fingerwurze schliessen lassen. Wir wollen keinen Flurschaden anrichten und betreten diese Wiesen nicht. Für heute waren wir "erfolgreich"  und haben eine Mittagsrast verdient.

Für die Holunder-Fingerwurze waren wir aber doch etwas zu früh.

Heimreise am 21/22.4.2021 von Branson - Aigle über den Col de Mosses nach Rossinière. Hier steht das grösste Holzchalet der Schweiz

https://de.wikipedia.org/wiki/Grand_Chalet

und eine kleine sehenswerte Kirche mit einem farbenfrohen Glasfenster mit der biblischen Szene nach Luk. 24. Die beiden Emmaus-Jünger erkennen den auferstandenen Jesus erst, als er mit ihnen das Brot bricht.

https://static.mycity.travel/manage/uploads/6/23/65921/1/eglise-ross-de.pdf

 

Übernachtet haben wir am kleinen, idyllischen  Lac de Vernex. Am nächsten Morgen Weiterfahrt nach Chateau d'Oex - Gruyères - dem Lac de la Gruyère entlang mit Halt in Hauteville mit Besichtigung der Kirche, dann Zürich - Winterthur.