Epipactis purpurata / Violette Stendelwurz

Gegen Ende der Blühsaison in Winterthur am 14.8.2020. Am Brühlberg finde ich die bisher einzige E. purpurata, sogar erst im knospenden Stadium. Der schöne Standort am Wolfensberg steht stark unter Druck durch zunehmenden Unterwuchs, Springkraut und Ausholzung wegen Borkenkäferplage.

31,7,2021: Fast alle Epipactis purpurata die viele Jahr hier am Wolfensberg geblüht haben sind verschwunden. Eine Pflanzengruppe finde ich neben wenigen einzelnen Exemplaren. Alle sind nur dort übriggeblieben wo kein Unterwuchs aufkommen konnte.

27.7.2022: Heute Abend bin ich am Wolfensberg einen neuen Pfad gegangen. Ich kann noch nicht ganz glauben, dass es mit dem schönen Orchideen-Standort hier vorbei sein soll (siehe weiter oben). Ich starte bei der "Chöpfi". Die Wegspuren zeigen deutlich, dass mein Pfad vor allem von Bikern benützt wird. Ich laufe schon eine ganze Weile. Eine einzige kleine Epipactis purpurata links am Weg fällt mir auf. Doch jetzt, ich bin schon auf der abfallenden Nordseite, entdecke ich einzelne Pflanzen und auch kleine Gruppen. Ich komme auf 31 Exemplare. Auch eine schöne 6er-Gruppe ist dabei. Ich schreibe Andrea ein WhatsApp mit Muster-Bild. Sie meldet sich umgehend für morgen für einen Foto/Filmtag an; die E. purpurata fehlt ihr noch im Film-Palmarès.

Am nächsten Tag: Während Andrea voll konzentriert filmt und Stativ und Licht an neue Standorte zügelt, finde ich weitere 16 Exemplare. Alle in einem kleinen überschaubaren Areal. Etliche Pflanzen sind in wunderschöner Blüte. Eine Blüte wird von einer Hornisse besucht. Hin und wieder flitzt ein Biker vorbei. Zwei Spaziergänger sind überrascht, dass hier Orchideen wachsen.

Alle Beobachtungen notiere ich mit Lagekoordinaten für die AGEO-Datenbank und zwischendurch setze ich eine Meldung für das lokale Projekt Winti-Scout ab:

https://www.waldzeit.ch/gesellschaft/winti-scouts-mit-dem-handy-auf-pflanzensuche/

 

Blütenbesuchende Wespen bekommen am Kopf regelmässig die Pollenpakete hingeklebt (im Bild sichtbar) um sie auf der nächsten Blüte hoffentlich an der Narbe abzustreifen und diese so zu befruchten. Auch andere Epipactis-Orchideen werden häufig von Wespen besucht: Epipactis helleborine. Der sehr hohe Fruchtansatz bestätigt, dass das Prinzip gut funktioniert.

Ameisen laben sich auch gerne am Nektar, aber für für den Bestäubungsjob sind sie vermutlich zu klein.

Die oben abgebildete Gruppe steht auch im Januar 2023 noch; als Samenstand. Bei der kleinsten Berührung rieseln die staubfeinen Samen aus den Kapseln.

Selten können rosarote Exemplare beobachtet werden. Bild 1 ist 2023 entstanden. Leider hat ein Reh nur wenig übrig gelassen; entsprechend schwierig war es die Pflanze ohne Angabe von Koordinaten wieder zu finden. Bild 2 zeigt die gleiche Pflanze mit noch geschlossenen Blüten im Jahr 2022.  Bild 3 ein normal gefärbtes Exemplar am gleichen Standort.