Ophrys apifera / Bienen-Ragwurz

Im 2021 habe ich in Winterthur am Wolfensberg einige mir unbekannte, auch vielblütige, "Bienen" gefunden

Eine kleine unscheinbare, eher magere Wiese im Rümlanger Industriequartier beherbergt Bienen-Ragwurze. Fünf Exemplare habe ich 2021 gezählt; im dritten Jahr nachdem diese im April 2018 ausgesät wurden.

Urs und ich haben am 31. Mai 2022 die Wiese wieder besucht und vier schön blühende Bienen-Ragwurze gezählt (Bild 1 - 4). Zusätzlich stehen zwei Exemplare am Bahndamm in einem sorgfältig gepflegten Trockenwiesen-streifen (Bilder 5 - 7).

Eine spezielle Farbvariante ist die Ophrys apifera var. bicolor, deren Lippe keine Zeichnung enthält sondern nur in eine obere und untere Hälfte unterteilt ist. Jetzt, am 28.5.2022, habe ich erstmals eine solche in Winterthur gefunden und fotografiert.

Die Geschichte in Rümlang geht erfreulich weiter. Am 5. Juni 2023 haben wir sorgfältig alle blühenden Bienen-Ragwurze markiert und dabei 20 Exemplare registriert. Einige mit 3-4 offenen Blüten in selten gesehener Schönheit. Erstmals auch eine einzige Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis)im gleichen Areal.

Bevor Urs und ich am 4.6.2024 die blühenden Exemplare im Industriegebiet zählten, haben wir uns einem Hinweis folgend auf dem naheliegenden Friedhofareal umgesehen. Die nicht mit Gräbern belegten Flächen sind vorbildlich als Naturwiesen gestaltet. Nebst einer gigantischen Bienen-Ragwurz haben wir zwei weitere gefunden und dezent mit Stöckchen markiert. Die grossgewachsene Pflanze wurde zur Information der Friedhofsbesucher und zum Schutz bei Pflegearbeiten markiert. Das hat uns gefreut. Mittlerweile hat der zuständige Gärtner gegen 20 Bienen-Ragwurze gefunden und markiert.

Auf der "Trockenwiese" im Industriegebiet war es durch den anhaltenden Regen eher feucht, Wir haben hier 32 Bienen-Ragwurze gezählt, jedoch die einzelne Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis) nicht mehr gefunden.

Zurück nach Winterthur: Peter weiss immer wieder Neuigkeiten. Am Multberg bei Pfungen zeigt er mir einen kleinen Standort mit 13 blühenden "Bienen".

Schon länger schaue ich zu verschiedenen Jahreszeiten beim Vorbeigehen über den Zaun in eine private Wiese. Im Winter, falls kein Schnee lag, fielen mir verdächtige Blattrosetten auf. Ich vermutete Bienen-Ragwurze (Ophrys apifera). Im Frühling dann, wurde die Wiese gemäht und damit den, dem Gärtner wohl unbekannten Blattbüscheln, die Chance genommen, zur Blüte zu kommen. Und ich hatte keine Bestätigung was aus diesen Blättern hätte werden sollen. In einem ersten Gespräch mit dem Eigentümer der Liegenschaft wurde er sich des möglichen, botanischen Juwels in seiner Wiese bewusst und hat den Gärtner entsprechend instruiert. So gelangten 2024 einige Pflanzen zur Blüte.

Ein weiteres Gespräch brachte an den Tag, dass im 2025 ein Umbau stattfinden wird und die Wiese als Lagerplatz für Baumaterial dienen soll. Alle Baugerüste, die Mulde und die Toi Toi Kabine konnten ohne Mehraufwand so platziert werden, dass die Orchideenzonen ausgespart blieben. Super. Die Handwerker haben meine Hinweise respektvoll zur Kenntnis genommen und gut umgesetzt. Das Resultat: Ich habe anfangs Juni 34 blühende Pflanzen gezählt in selten gesehener Wuchshöhe mit ausnehmend schönen Einzelblüten. Da lasse ich gerne meine Fotos sprechen.

Die Varietät Ophrys apifera var. bicolor habe ich bereits weiter oben beschrieben. Ein Freund und Orchideenkenner, ein Berner, kommt 2024 hier in in meine Gegend und wandert erstmals, immer der Nase nach, auf einem der vielen Wege dem Irchel entlang. Schaut links und rechts vom Weg ob er etwas entdecke. Später schreibt er mir von seiner Entdeckung. Ich habe den Standort dieses Jahr, 2025, besucht und mich total gefreut.

Das letzte Bild ist interessant: In der obersten geöffneten Blüte sind beide Pollenpakete noch schön versorgt. Bei der mittleren Blüte klebt ein Pollenpacket mit der Klebscheibe "nutzlos" an der Lippe und das zweite ist irgendwie "verrutscht". Die unterste Blüte scheint befruchtet worden zu sein denn der Fruchtknoten ist bereits angeschwollen. Der Ausschnitt aus Bild 2 zeigt, wie sich die Bienen-Ragwurz in der Regel selber bestäubt, indem sich die Pollenpakete nach unten auf die Narbe neigen.